Seit Monaten treibt der Kreml sein
rabenschwarzes Spiel und wie es scheint, nach der Devise, wer sich
für dumm verkaufen lässt, muss noch dümmer sein als gedacht. Auf
Drohgebärden folgen Entspannungszeichen und andersrum, die
westlichen Medien taumeln hin und her. Man vergleicht und revidiert
seinen Vergleich wieder, besteht auf diesem und jenem Standpunkt,
klopft sich mal auf die eine und mal auf die andere Schulter,
schließlich ist man stolz auf sich, man ist einfach zu klug, um
gleich den Teufel an die Wand zu malen, aber rosarote
Friedenswölkchen aufsteigen lassen, geht auch irgendwie nicht...vor
lauter Diskursen über die "Wie verhalte ich mich richtig in
solch einer Situation" scheint sich der Blick zu trüben. Das
ungute Bauchgefühl, das (hoffentlich) da war angesichts der
Geschehnisse auf der Krim, wird beiseite geschoben. Lieber zimmert
man sich ein Weltbild zusammen, das ausblendet, was nicht sein darf:
Das, was mit der Krim passiert ist, war doch keine "richtige"
Annexion, oder? "Die Krim, die war sowieso immer schon
russisch"? Tatsächlich? Na gut, aber wie heißt es so schön:
Wer A sagt, muss auch B sagen. Dann also lasst uns über das Elsass
reden, über Danzig, Königsberg... Ah nein, das geht nicht?
Na also!
Gott sei Dank sind die anfänglichen
Stimmen hierzulande, jedenfalls in der Presselandschaft, diese
Stimmen, die nach Verständnis für Russland riefen, etwas leiser
geworden. Die User-Kommentarspalten aber sind weiterhin gut gefüllt
mit haarsträubenden Statements. Tja, Trolle gibt es eben nicht nur
im Märchen. Leider. Und leider gehen nur Märchen immer
gut aus. So unübersichtlich wie die Wirklichkeit nun einmal ist, so
unübersichtlich scheint auch das, was noch kommen wird. Keiner kann
mit Gewissheit sagen, was die Zukunft bringt, aber trotzdem:
Prognosen lassen sich stellen, aus Geschichte kann man lernen,
jedenfalls indem man sich nicht scheut, Vergleiche anzustellen, das
ist legitim und ja, das ist zwingend notwendig!!!
Vielleicht sollte man sich eins vor
Augen führen:
Die Mehrheit der Bevölkerung in
Russland hat nichts zu verlieren. Sie wurde und wird von der eigenen
Regierung klein gehalten, gedemütigt, entmündigt und dann
militarisiert.
Wer erst über Jahrhunderte und dann,
ausgehöhlt nach einem Intermezzo des gnadenlosen
Raubtierkapitalismus, erneut erniedrigt, geknebelt und geknüppelt
wurde, der braucht ein Ventil, der ist dankbar, wenn einer kommt und
ihm ins Ohr flüstert: 'Im Grunde bist du der Tollste. Dass du in der
Scheiße hockst, daran sind die anderen schuld, gegen die musst du
dich wehren, gegen die musst du kämpfen, sie verstehen dich eh
nicht!' Was aber diese Einflüsterer à la Alexander Dugin so
gefährlich macht: Sie decken die wahren Täter und stigmatisieren
Unschuldige und Schwache als solche. Die wahren Täter sitzen im
Kreml. Sie missbrauchen die russische Bevölkerung im doppelten
Sinne. Lieber säen sie Hass nach dem alten Prinzip.
Was sich in Russland zusammenbraut,
sollte uns aufschrecken, sollte uns - gerade in Deutschland - Alarm
schlagen lassen, aber was machen wir? Wir machen die Augen zwar nicht
zu, aber wir blinzeln. Warum? Weil wir glauben, Schlimmes lässt sich
weg blinzeln?
Das, was sich in Russland zusammenbraut, und nicht erst seit Anfang diesen Jahres, ist Faschismus. Und nicht nur in Russland. Was ist mit Ungarn? Faschismus in einem EU-Land? Wir blinzeln.
ABER: Wir müssen mutig werden,
aufhören zu blinzeln! Denn sonst, fürchte ich, schlittern wir in
die größte Katastrophe des 21. Jahrhunderts.
weitere interessante links:
Feriencamp-in-Ungarn-Jugend-Waffen-Sturmgewehr-375400.html
Das ist wahr! Jeder einzelne muss viel Mut haben.
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