Montag, 10. Oktober 2011

warten auf gute nachrichten - oder: (kein) warten auf godot?

es wird mal wieder zeit, gute nachrichten zu lesen. 
berichte über weltweite katastrophen lesen wir in den letzten jahren zunehmend. immer wieder wird laut: "alles wird schlimmer" und "früher war alles besser". 

wir leben in einer vernetzten welt. heutzutage ist es schwer, viel unter den teppich zu kehren und absolutes stillschweigen zu bewahren.
erfahren oder erleben wir doch die katastrophe oftmals live im fernseher oder am computer.


umso mehr verwundert es, wenn wir von studentenprotesten aus chile oder der besetzung der wallstreet erst tage oder gar wochen später hören. laut faz vom 04.10.11 haben "die proteste mitte september begonnen", in der deutschen presse war aber erst anfang oktober davon zu lesen. klar, weil demonstrationen erst dann wichtig und nennenswert sind, wenn es zu ausschreitungen und/oder verhaftungen kommt??? dass justin bieber "immer noch total verliebt" in selena gomez ist oder charlie sheen mal wieder bis oben hin zugedröhnt -oder eben wieder mal clean-, das pfeifen die iphone-spatzen sofort von ihren dächern. und die welt? die ist entzückt oder empört. man muss eben prioritäten setzen... 

"die schlimmste haltung ist die gleichgültigkeit", sagte schon jean-paul sartre  - ob er allerdings die im sekundentakt in den computer gehauenen mitmenschlichen meinungsäußerungen à la facebook ("guten morgen - augenwisch - wo ist der kaffee?!") als gelungenen gegenentwurf zur gleichgültigkeit ansehen würde, muss hier nicht erörtert werden. mittlerweile kann man das gefühl bekommen, die fratze der gleichgültigkeit zeigt sich nicht etwa im schweigen, sondern vielmehr im ständigen geplapper. 

"empört euch", rief stéphane hessel anfang des jahres, jetzt legt er nach:  "engagiert euch!"
wie wäre es, wenn der empörung, der wut im kopf, (friedliche) taten folgen würden... damit das warten auf gute nachrichten nicht zu einem warten auf godot wird... sind es keine guten nachrichten, wenn die menschen in new york auf die strasse gehen, in der hauptstadt des kapitalismus und des konsums? wenn politisches bewusstsein wach wird bei denen, denen man so gerne gleichgültigkeit der welt gegenüber bescheinigt hat und bescheinigen würde?

lasst uns gespannt sein, wie es weitergeht... und streicht euch den 15. oktober im kalender an, denn dann können wir hier und in europa auch zeigen, dass wir mehr sind als twitternde behaglichkeitsmenschen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen