Sonntag, 27. November 2011

wenn der milka-weihnachtsmann blutige tränen weint



schokolade macht glücklich. sagt man. vielleicht stimmt das, hier, in unserer behaglichen westlichen welt, wo wir uns, ferngewärmt und eingemummelt in unsere flauschige kuscheldecke, an solch einem grauen adventsonntag wie heute auf die feine tafel schokolade aus der ebenso feinen chocolaterie oder dem supermarkt um die ecke freuen. wir wissen schließlich, was unser luxus-körper angesichts dieses tristen wetters braucht: endorphine. und die liefert uns die bohne, um dessen kostbarkeit schon die mayas wussten, 1500 v. Chr.
dabei sollte uns die schokolade im halse stecken bleiben.
warum?
hier ein paar fakten: die hälfte aller schokolade WELTWEIT essen die europäer. in zahlen ausgedrückt: 1,5 milliarden tonnen im jahr, das macht 15 milliarden tafeln und in deutschland jährlich 11 kilo pro kopf. doch:  des einen freud ist des andern leid.
„Nach Schätzungen der britischen Menschenrechtsorganisation Anti-Slavery International arbeiten in der Elfenbeinküste bis zu 200.000 Kinder am süßen Kick der Industrienationen. Bis zu 14 Stunden täglich. Rund eine Million ivorische Kleinbauern, die wie Augustin auf Flächen bis zu drei Hektar Kakao anpflanzen, verhelfen der multinationalen Schokoladenindustrie jährlich zu Umsätzen von fast zwei Milliarden Dollar. Doch sie selbst sind bettelarm.“ (greenpeace magazin 3.09)
und nicht nur bettelarm!
kinder, entführt von menschenhändlern, versklavt von plantagenbesitzern, schuften von früh bis spät, bekommen keinen lohn, sondern nur gerade so viel zu essen, dass sie nicht verhungern. sie besprühen  kakaobäume mit giftigen pestiziden  – schutzkleidung, atemmaske? natürlich fehlanzeige!

immerhin, 2001 ging ein aufschrei durch die westliche welt.
„Die Elfenbeinküste unterzeichnete im September 2001 – gemeinsam mit der multinationalen Schokoladenindustrie – das eilig ausgearbeitete Harkin-Engel-Protokoll, in dem man sich verpflichtete, den Kinderhandel und die schlimmsten Formen der Kinderarbeit aus der Kakaoproduktion zu verbannen: neben Zwangsarbeit auch Tätigkeiten, die ein Kind dauerhaft davon abhalten, eine Schule zu besuchen, sowie gefährliche oder gesundheitsschädliche Arbeiten wie das Tragen schwerer Lasten, den Umgang mit giftigen Substanzen und mit der Machete.
Die im Protokoll vereinbarte Frist verstrich ergebnislos. Eine zweite ist im Juni 2008 abgelaufen.“ (greenpeace magazin 3.09)
und heute?
„Führende Hersteller, darunter Kraft, Ferrero, Mars und Nestlé, haben der Internationalen Arbeitsorganisation ILO jetzt zwei Millionen US-Dollar für ein Projekt zur Bekämpfung der Kinderarbeit in Westafrika zugesichert.“ konnte man jüngst im öko test lesen.
schön. 

oder?
zu schön, um wahr zu sein, würde ich sagen.
denn überlegen wir uns mal folgendes:  nur fünf multinationale konzerne beherrschen 60 prozent des weltmarktes.  was ist also die folge? kampf um absatzmärkte. preisdumping. billige produktion…
entschuldigung! aber wer angesichts der spottpreise im süßigkeitsregal noch an fairness glaubt, an mitmenschlichkeit und ein „herz für kinder“, der kann genauso gut an den weihnachtsmann glauben. in diesem sinne: einen schönen ersten advent.


1 Kommentar:

  1. Irgendwo habe ich darüber schon gelesen, aber hier habe ich gelernt, vieles mehr. Ich gratuliere dem Autor des Eintrags und Herzlich grüße ich!

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