Dienstag, 6. Dezember 2011

Die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auseinander – Minijobs machen arm!

Aus Zeitungen, Radios und Fernsehern tönt es: Die Ungleichheit in Deutschland wächst. Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander –Deutschland ist in diesem Fall den anderen Industrienationen eine Nasenlänge voraus! Das sagt der OECD – und macht amtlich, was ein mancher längst weiß. Schuld sind die Löhne. Oder besser: die Nicht-Löhne.
Die wunderbare Welt der Minijobs:
Brutto ist netto. 400 Euro sind und bleiben 400 Euro. Mehr nicht, manchmal sogar weniger (immer dann, wenn die 400 Euro als Obergrenze definiert sind und der Arbeitgeber am Monatsende die geleistete Arbeitsstundenzahl ausrechnen muss und feststellt, dass der Moinijobber im Monat mehr als 400 Euro verdient hätte – tja,  dann bekommt der Minijobber auch manchmal nur 392 Euro am Monatsende, weil’s sich leichter rechnen lässt - und die Überstunden gut geschrieben, für den nächsten Monat).
Minijobs sind wunderbar, sagen die Arbeitgeberverbände. Schnell und unbürokratisch kommt man an Arbeitskräfte, den ganzen Kram mit Versicherungen und so weiter spart man sich. Wunderbar. Minijobs, sagen die Arbeitgeberverbände, erleichtern gerade älteren Arbeitslosen und niedrig Qualifizierten den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt.
Selten so gelacht!
Im Einzelhandel und in der Gastronomie wimmelt es von Minijobbern. Nicht selten sind die Damen und Herren, die Euch das Brot über die Theke reichen oder die ofenwarmen Semmeln, gelernte BäckereifachverkäuferInnen mit einem Monatsgehalt von – na, wer weiß es? Richtig, 400 Euro. Brutto ist netto.
Von wegen niedrig Qualifizierte!
Die Ausbildung zur/ zum Bäckereifachverkäufer/in dauert übrigens bodenständige 3 Jahre, und die Vergütung in diesen drei Jahren ist alles andere als üppig. Und wofür das Ganze? Für eine Arbeit mit Hungerlohn. Ohne soziale Absicherung, ohne Krankenversicherung. Am Ende führt der Weg dann doch ins Amt. Oder in die Schwarzarbeit.
Und die Arbeitgeberverbände? Die sagen, mit Minijobs lässt sich die Schwarzarbeit wunderbar bekämpfen.
Klar, und Elefanten können fliegen!

"Von Niedriglöhnen sind keinesfalls nur Geringqualifizierte betroffen. 70 Prozent der Niedriglohnverdiener haben eine abgeschlossene Berufsausbildung, 7 Prozent sogar einen Hochschulabschluss."

2 Kommentare:

  1. "Ohne soziale Absicherung, ohne Krankenversicherung."
    die hat jeder in deutschland unabhängig von seiner tätigkeit...

    ""Von Niedriglöhnen sind keinesfalls nur Geringqualifizierte betroffen. 70 Prozent der Niedriglohnverdiener haben eine abgeschlossene Berufsausbildung, 7 Prozent sogar einen Hochschulabschluss."
    Quelle: (nachzulesen im Pressebereich der DGB) "
    was hat das bitte mit 400€ jobbern zu tun? die niedriglohngrenze lag 2009 bei 1870€

    interesant wäre doch mal wie viele "Fachkräfte" dazu gezwungen sind in einer 400€ beschäftigung zu arbeiten grade bei leuten mit familie gibt es bestimmt einige die gar nicht mehr arbeiten wollen und ich kenne auch mehrere schüler und studenten die sich dadurch etwas hinzuverdienen (und sich nicht darüber beschweren^^)

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  2. @asd: Vielen Dank für die Anmerkungen. Stimmt, da habe ich mich doch etwas ungenau ausgedrückt, natürlich ist der Minijob kein Arbeitsplatz "zweiter Klasse" :
    "Sozialbeiträge: Immer wieder wird es versucht, aber es ist illegal: Arbeitgeber dürfen die von ihnen zu zahlenden pauschalen Beiträge zur Renten- und Krankenversicherung NICHT auf die geringfügig Beschäftigten abwälzen. Sie dürfen diesen auch nicht die Hälfte der Beitragslast aufbürden. Denn Minijobs sind für Arbeitnehmer grundsätzlich sozialabgabenfrei. So urteilte auch, bezogen auf die bis Ende März 2003 geltende Rechtslage, das Arbeitsgericht Kassel (6 Ca 513/99)."
    quelle: http://www.sueddeutsche.de/karriere/minijobs-auch-beschaeftigte-auf-euro-basis-haben-rechte-1.561651

    Leider sieht es in der Realität doch oft anders aus. Auch wissen viele Minijobber nicht um ihre Rechte. Von Arbeitgeberseite wird aber auch sehr oft nichts unternommen, diese Informationslücke zu füllen. Warum bloß?

    Dann noch zu den Zahlen: "Ende September 2010 gab es mehr als 7,3 Millionen geringfügig entlohnte Beschäftigte, die bis zu 400 Euro abgabenfrei verdienen können. Das sind fast 1,6 Millionen mehr als 2003. Dies geht aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, die der “Süddeutschen Zeitung” (Dienstagsausgabe vom 26. April 2011) vorliegen.

    Nach Angaben der BA ist inzwischen jedes vierte Beschäftigungsverhältnis ein geringfügiges. Knapp fünf Millionen arbeiten demnach ausschließlich als Minijobber.

    Mehr als zwei Millionen haben schon eine Stelle – und verdienen zusätzlich bis zu 400 Euro im Monat dazu. Bei diesen Nebenjobbern ist der Anstieg laut der Statistik besonders stark: Ihre Zahl hat seit 2003 um mehr als eine Million zugenommen.“Fast jeder zweite Arbeitsplatz in der Gastronomie ist inzwischen ein Minijob. Eine ähnliche Relation gibt es auch in der Gebäudereinigung”, heißt es dazu in einer neuen Studie des Instituts für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen für das Wirtschaftsministerium von Thüringen.

    Die Forscher sehen dabei ein gravierendes Problem: Auch wenn gesetzlich festgelegt sei, dass für Minijobber die gleichen Arbeitnehmerrechte gelten wie für vergleichbare andere Beschäftigte, werde dies häufig unterlaufen.

    “Die Beschäftigten wissen vielfach nicht, welche Ansprüche sie haben, oder sie trauen sich nicht, diese einzufordern”, heißt es in der Untersuchung. Annelie Buntenbach, Vorstandsmitglied im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), sagte der SZ: “Die Minijobs haben sich als Irrweg erwiesen.”

    Für viele Arbeitssuchende seien sie “eher eine Falle im Niedriglohnsektor als eine Hilfe”. Vor allem für Frauen hätten sich durch die Aufteilung von Arbeitsplätzen in Minijobs die Eingliederungschancen verschlechtert.
    “Minijobs werden zudem missbraucht, um Schwarzarbeit zu verschleiern.” Bei der Kontrolle ließe sich nicht feststellen, ob über die vereinbarte Arbeitszeit hinaus zusätzlich schwarzgearbeitet werde, erklärte Buntenbach."

    Quelle: http://www.flensburg-online.de/blog/2011-04/wie-viele-mini-jobber-gibt-es-in-deutschland.html

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