Warum interessiert uns nicht, was in Ungarn los ist? Ist Ungarn etwa kein europäischer Nachbar, nur weil es geografisch nicht an Deutschland grenzt? Zu simpel gedacht? Doch warum finden sich in der österreichischen Presse dann mehr Kommentare und Berichte zur katastrophalen Lage in Ungarn?
Für alle, die es noch nicht mitbekommen haben: Victor Orbán, 2010 zu Ungarns Ministerpräsidenten gewählt, baut den ungarischen Staat zur Autokratie (= Selbstherrschaft) um, und die EU schaut zu. Tatenlos und meistens wortlos.
Antidemokratisch, antisemitisch, xenophobisch, rechts: Orbáns Ungarn soll den Ungarn gehören, „Fremde“ und andere Störenfriede werden bekämpft. Pressefreiheit gilt nicht mehr, auf Roma und Sinti wird Jagd gemacht, Juden beschimpft und bedroht, Bücher verbrannt. (http://pusztaranger.wordpress.com/2011/11/15/bucherverbrennungen-in-ungarn-2011/)
Erinnert uns das nicht an etwas? Anscheinend nicht, denn wo ist der Aufschrei, wo die mahnenden Stimmen? Hat die Welt nicht gelernt?
Nein, sagt mein pessimistisches Ich. Schau dich doch um. In einem Land, wo ein Thilo Sarrazin durch eine Hetzschrift Millionär wird, wo sie einen unverschämten Plagiatoren feiern, weil die Masse anscheinend nach einem König giert, wo Herr Hampel und Frau Hempel über Hartz IV’ler, Türken und alle, die nicht in ihr enges Weltbild passen, schimpfen, wo, bitte, ist da ein Gespür für drohende Unmenschlichkeit?
Aber mein optimistisches Ich hört nicht auf zu warnen und zu rufen:
Leute, schaut hin, macht die Augen auf – und: macht den Mund auf!
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